Essen mit Stil
An Weihnachten sollte man auf Wein achten. Aber auch aufs Festesssen. Was soll man an den Feiertagen auf den Tisch stellen? Nicht nur wegen den Kalorien, sondern auch wegen den vielen Ernährungsstilen und Vorlieben. Da liegen viele Fragen auf dem Gabentisch: Kann es ein Lammbraten sein oder hockt ein Vegetarier am Tisch? Oder gar ein Ovo-Lacto-Veganer?
Man sollte die Essgewohnheiten der Freunde gut kennen, bevor man sich an den Herd stellt. Stellt Euch nur vor, da kommt ein Frutarier, gut, den könnte man vielleicht mit einer Schüssel Weihnachtsäpfel beglücken, aber wehe er ist Extrem-Frutarier. Das sind die, die kein gepflücktes Obst essen, sondern sich unter einen Baum legen und warten bis was runterfällt. Beim Weihnachtsbaum kommt höchstens mal eine glänzende Kugel oder Lametta runter. Bei mir hat sich jetzt zum Fest ein Paläo-Fan angekündigt. Schon etwas nervös, frage ich mich: Wo krieg ich jetzt ein Dinosaurier-Steak her?
Bei der diesjährigen ANUGA – der Allgemeinen Nahrungs- und Genußmittel-Ausstellung – in Köln, hab ich mich umgekuckt, was zur Zeit so alles im Trend ist: Gegrillte Taranteln, Knusper-Cannabis-Chips, Jackfrucht im Mehlwurmmantel und Rhabarber-Schorle mit externen Duftaromen. Da gab es Edel-Thunfisch, der gar nicht aus Fisch bestand, sondern aus braunen Algen, Frikadellen aus Insekten, Steaks aus Pilzen und viele Leckereien mehr. Offensichtlich steht der hippe Gourmet auf Fake-Food.
Da haben es die Menschen auf der Südhalbkugel einfacher. Die hungern oft einfach so vor sich hin, aber wir Luxusverwöhnten im Norden speisen immer marinierter und manirierter. Bei der ANUGA habe ich seltsames Zeug verkostet: Knäckebrot aus Heuschrecken, Wienerle aus Erbsen, Bier aus Tortillaresten und Speckwürfele aus Heu.
Eines hab ich sowieso noch nie verstanden: Warum wollen Vegetarier manchmal, dass ihr Sojateilchen nach Fleisch oder Bockwurst schmeckt?
Zwischen alle den Steckrüben-Cordon-Bleus, Leberle aus Sellerie und Rinderfilets aus Marzipan hab ich mich gefragt: Kehrt sich der vegane Trend bald um? Gibt es bald Kürbissuppe aus Kutteln oder Veggie-Tofu-Bällchen aus Rinderhack?
Allen Fake-Food-Junkies lege ich hiermit einen Schoko-Nikolaus aus Ameisenmehl unter den brennenden Baum.
Rumgeampel
Die Regierung ampelt und rumpelt. Es wird gelindnert und gehabeckt, dass es nur so scholzt. Angetreten war die Ampel mit dem Motto: „Mehr Fortschritt wagen“. Bei Willy Brandt hieß das noch „mehr Demokratie wagen“ und bei Gerhard Schröder „mehr Volkswagen“. Aber wohin schreiten unsere Ampelmänner fort?
Der eine will im Porsche mit E-Fuels durchs Ambiente düsen, der andere will lieber das Schienennetz ausbauen und mit dem Lastenfahrrad durch die Gegend strampeln. Und der Dritte sitzt in seiner Kanzlerlimousine und winkt lächelnd aber kommentarlos in die Gegend.
Wenn das eine Dreier-WG wäre, wären die Zimmer vermint. Der eine will eine emissionsfreie Heizung anschaffen, der andere sagt: „Ne, die geht noch, wie sollen wir denn eine neue finanzieren?“. Wir müssen unsere WG-Kasse aufstocken, sagen die einen, die anderen wollen weniger ausgeben und das Putzlevel verbessern.
Immer wieder hört man, der Kanzler soll mehr führen, aber der leidet an Richtlinienimpotenz und will nur moderieren. In der Ampel streiten sich zwei grundverschiedene Ansätze: Freiheit oder Gerechtigkeit. Eine Innenstadt kann man nur auto“gerecht“ oder auto“frei“ gestalten. Niemals beides gleichzeitig.
Das ist keine Fortschrittsampel, das ist eine Ampel des Stillstands. Gerade hat man sich in Europa geeinigt, dass das Aus des Verbrennermotors kommen soll, da schießt der E-Fuel-Volker dazwischen. Er wird schon wissing, was er tut. Boris Pistolius will nochmal 10 Milliarden mehr für die Bundeswehr, die Ställe bei den Bauern sollen tierfreundlicher werden, aber Lindner steht auf der Schuldenbremse. Die Grünen wollen die Kindergrundsicherung, die Liberalen zur Atomkraft zurück, getrauen es aber nicht offen zu sagen.
Die Drei von der Zankstelle wissen als Ganzes nicht, ob sie Fisch oder Fleisch oder den Salat haben wollen. Der politische Eintopf, den sie zusammenrühren ist so was wie eingefleischter Veganismus.
Aus Erfahrung weiß ich: Eine Dreierbeziehung ist nie einfach, aber die Ampel ist reif für einen Familientherapeuten. Tauscht die Regierungsbank mit der Couch beim Coach. Da darf man dann ergebnisoffen beraten, ob man an der Beziehung arbeitet, um wieder etwas Pfeffer in den flotten Dreier zu bringen, oder sich lieber trennt. Frohes Gelingen.
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